Freitag, 15. Februar 2013

Berlinale 2013: Chiralia, Die Wiedergänger, Harmony Lessons, Dark Blood und Beak Ya

Der Tag Acht meiner Berlinale begann mit zwei Kurzfilmen aus der Perspektive Deutsches Kino. Chiralia beginnt mit einem Mann und seinem Sohn, die in einem See schwimmen. Der Vater fordert seinen Sohn auf, mit ihm in die Mitte des Sees zu schwimmen. Als der Sohn plötzlich verschwindet, weiß der Vater nicht, was passiert ist; ist der Sohn unter Wasser oder wieder an Land gegangen? Ein Paar, das in der Nähe campt unterhält sich am Abend über das Verschwinden des Kindes und streitet vermeintlich über den eigenen Kinderwunsch. Am Morgen sitzt der Mann am See und erzählt einer älteren Frau, dass er als kleiner Junge mit seinem Vater im See schwamm und dabei fast ertrunken sei. Sein Vater meine aber, dies sei nie passiert. “Erinnerungen können trügerisch sein, aber auch das Schönste was wir haben.“ Die Frau geht in den See schwimmen. Am Ufer winkt ihr der kleine Junge zu, er springt zu seinem Vater ins Wasser, der ihn auffordert mit ihm in die Mitte des Sees zu schwimmen. Etwas außergewöhnlicher Kurzfilm, gut umgesetzt.

Der zweite Kurzfilm war Die Wiedergänger. Vorher wurden wir eingewiesen: Stellen sie sich vor, sie gehen in ein Museum; sie schauen sich verschiedene Bilder an; nicht alle verstehen sie; auch der Zusammenhang mag unklar sein; lassen sie die Bilder auf sich wirken. Besser wäre ich nach dieser Warnung gegangen. Wir bekamen eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen, beispielsweise ein Mann, der eine Flasche austrinkt; ein Junge läuft durch ein Maisfeld; Sträucher im Wind; usw. Nach einer gefühlten Ewigkeit hören wir einen Nachrichtensprecher aus dem Off. Das Gesagte lässt vermuten, dass es einen atomaren Unfall gegeben hat. Später erzählt eine Stimme von einem Ehepaar, dass den Sohn verloren hat und statt dessen einen anderen Jungen bei sich aufnahm, dieser tötete dann aber den Vater. Fazit: Zeitverschwendung!

Bild: Jessica J. Beckmann
Weiter ging es dann mit dem Wettbewerbsfilm Harmony Lessons im Berlinale Palast. Zu Beginn des Films lernen wir Aslan, einen jungen Schüler in Kasachstan kennen, wie er ein Schaf einfängt, es häutet und fachmännisch ausnimmt. Später im Film stellt er einmal die Frage, ob man überleben kann, ohne Fleisch zu essen. Die Antwort, die er erhält, ist eindeutig: Nein, nicht hier. Aslan hat gelernt, das Töten gehört zum Überleben. In seiner Schule ist Aslan ein Außenseiter. Seine Zeit vertreibt er gerne damit, Insekten und andere kleine Tiere zu quälen. So baut er bspw. für eine Kakerlake einen elektrischen Stuhl. Er selbst wird von einem Mitschüler drangsaliert. Als dieser ermordet wird, werden Aslan und ein Mitschüler verdächtigt und verhaftet. In der Haft tötet Aslan den Mitschüler und stellt eine Szene, die glauben machen soll, dass sein Mitschüler in zu töten versuchte und er aus Notwehr gehandelt habe. Aslan macht nur, was er gelernt hat: Das Töten gehört zum Überleben.

Als nächstes folgte der Film Dark Blood, der im Wettbewerb außer Konkurrenz gezeigt wurde. Gedreht wurde der Film bereits 1992, aber aufgrund des Todes von River Phoenix nie fertig gestellt. Der Regisseur hat nun das Filmmaterial zu einem unvollständigen Film geschnitten und die fehlenden Szenen selbst eingesprochen, was erstaunlich gut funktioniert. River Phoenix spielt einen Einsiedler in der Wüste, genannt Boy. Bei ihm strandet ein Paar mit einer Autopanne. Boy verliebt sich in die Frau und setzt alles daran, dass die beiden nicht wieder verschwinden können.



Den Abschluss des Tages lieferte dann der Panorma-Film Baek Ya (White Night). Der koreanische Film erzählt von zwei Männern, die sich in Seoul treffen, nachdem sie sich über das Internet verabredet haben. Der eine ist Flugbegleiter und nach zwei Jahren erstmals wieder in Seoul, aber auch nur für eine Nacht. Der andere ist Motorradkurier. Das Date scheint zu misslingen, die beiden nicht zueinander zu passen. Sie trennen sich, treffen aber wieder aufeinander, wollen immer wieder auseinander gehen, bleiben aber doch letztlich die ganze Nacht zusammen - auf einen Streifzug durch Seoul. Nach und nach erfahren wir mehr über den Flugbegleiter, der in Seoul Opfer eines gewalttätigen und homophoben Überfalls wurde und der jetzt bereit ist, das Geschehene zu verarbeiten.

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