Mittwoch, 13. Februar 2013

Berlinale 2013: Pardé, Side Effects und Camille Claudel 1915

Bild: Jessica J. Beckmann
Mein sechster Berlinale-Tag stand ganz im Zeichen des Wettbewerbs. Los ging es mit  Pardé (Closed Curtain), dem Film von Jafar Panahi, den er trotz Berufsverbots im Iran gedreht hat. Leider konnte er bei der Weltpremiere seines Films nicht anwesend sein, da er auch einem Reiseverbot unterliegt. Die Aufforderung der deutschen Bundesregierung an den Iran, Jafar Panahi ausreisen zu lassen, hatte keinen Erfolg. Im Film verarbeitet er seine Situation und verwendet dabei viel Symbolik. So beginnt der Film bereits mit einem Blick aus einem Haus heraus durch vergitterte Fenster in die Ferne auf das Meer. Ein Mann betritt das Haus und zieht alle Gardienen zu, keiner soll merken, dass er einen Hund hält, denn Hunde sind unrein und verboten. Zu ihm stößt eine junge Frau, die von der Polizei verfolgt wird und sich verstecken will. Sie ist suizidgefährdet. Schnell wird klar, dass es sich bei den beiden Figuren um Alter Egos von Panahi handelt, der dann selbst im Film auftritt. Nach einem Suizid im Meer wird der Film wieder zurückgespult. Die zugezogenen Gardinen werden wieder geöffnet und die im Haus zugehängten Filmplakate werden wieder aufgedeckt. Panahi ist wieder im Leben angekommen. Fazit: Großartiger Film, der aber nur zu verstehen ist, wenn dem Zuschauer der Hintergrund bekannt ist.

Bild: Jessica J. Beckmann
Als nächster Film folgte dann Side Effects von Steven Soderbergh, der neben seinen Hauptdarstellern Jude Law und Rooney Mara anwesend war. Der Film handelt von der Pharmaindustrie und den Nebenwirkungen von Medikamenten, die Story hält aber auch Wendungen und Überraschungen parat. Spannender und gut gemachter Hollywood-Thriller.



Jessica J. Beckmann
Zum Abschluss des Tages wurde Camille Claudel 1915 gezeigt. Die französische Bildhauerin und Malerin Camille Claudel, gespielt von Juliette Binoche, wurde von ihrer Mutter und ihrem Bruder in eine psychatrische Klinik eingewiesen, wo sie die letzten 28 Jahre ihres Lebens verbringen musste. Eine Behandlung findet jedoch nicht statt. Hier leben psychisch Kranke und Behinderte, die von fürsorglichen Nonnen betreut werden. Camille Claudel lebt unter ihnen, sondert sich meistens aber ab. Nur gelegentlich, z. B. bei einem Theaterstück, das die Behinderten einüben, nimmt sie am gemeinschaftlichen Leben teil. Im Film begleiten wir Camille Claudel einige Tage in der Klinik, deren Geschehnisse auf einem Briefwechsel zwischen ihr und ihrem Bruder basieren. Das großartige Spiel von Juliette Binoche fesselt enorm. Für diese Leistung verdient sie mindestens einen Silbernen Bären. Für mich der beste Filme, den ich bisher auf der Berlinale gesehen habe.

1 Kommentar:

  1. JJB zu Pardé:
    Wie sagt man so schön? Ganz großes Kino. Dem flüchtigen Zuschauer erscheint der Verlauf der Handlung vielleicht etwas konfus; aber die inneren Gedanken, Konflikte und Dialoge für den Zuschauer durch die beiden Figuren Mann mit Hund und suizidgefährdeter Frau deutlich zu machen war in meinen Augen sehr gelungen. Auf jeden Fall ansehen und selbst ein Bild davon machen! Ob ein Bär nun aus politischen oder anderen Gründen verliehen wird, gerechtfertigt wäre er.

    JJB zu Side Effects:
    Manchmal ist es so einfach mich glücklich zu machen: Gebt mir Jude Law in black tie, dazu noch einen Thriller mit überraschenden und gut inszenierten Wendungen und schon zaubert sich ein Strahlen in meine Augen. Über Side Effects sei an dieser Stelle nichts verraten, da es sonst vorbei ist mit den überraschenden Wendungen. Gerne ins Kino gehen und ansehen!

    JJB zu Camille Claudel 1915:
    Der letzte Film des Tages sollte sich wieder in die Reihe der sehr ruhigen Filme eingliedern. Juliette Binoche hat Camille Claudel sehr überzeugend verkörpert. Allerdings erlebe ich Literatur (die Briefe von Camille und Paul Claudel) dann doch lieber zwischen zwei Buchdeckeln als auf der Kinoleinwand. Hinzu kommt, dass der Zuschauer über die tatsäschlichen Umstände im Unklaren gelassen wird. Hat Auguste Rodin nun Camille Claudels Entwürfe für seine eigenen ausgegeben oder entspringt dies Camilles Einbildung. Der Film gibt darauf keine Antwort, geschichtliche Kenntnis wird offensichtlich vorausgesetzt. Alles in allem, hätte es sich auch um ein Hörbuch handeln können, einzig Juliette Binoche hat den Film gerettet.

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