Hallo zusammen,
die Berlinale ist eröffnet. Durch die Gala führte wieder Anke
Engelke. Während diese noch im letzten Jahr durch Fremdschämen
geprägt war... ich erinnere mich an eine Anke Engelke, die geistig
wohl schon beim ESC war und an eine nicht enden wollende Rede des
Staatsministers Bernd Neumann ("Sehr geehrter Herr Minister Niebel,
sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister Wowereit, sehr geehrte
Kolleginnen und Kollegen Abgeordnete des Bundestages, sehr geehrte
Damen und Herren, ...").
Nunja, auch dieses Jahr war die Rede Neumanns und die dazu gezeigten
Gesichter aus dem Pumblikum das eigentliche Hightlight. Wobei er
diesmal auch ein paar richtige Worte gefunden hatte. Er erinnerte
daran, dass zeitgleich zur letzten Berlinale der Umbruch in Ägypten
statt fand. Ein paar der diesjährigen Berlinale-Filme haben dieses
und die weiteren Ereignisse der arabischen Welt zum Thema. Auch wies
er noch einmal auf Jafar Panahi hin, der im letzten Jahr
Jurymitglied sein sollte, jedoch aufgrund seiner (international
prämierten) Filme im Iran zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren
Berufsverbot verurteilt wurde.
Nach der Übertragung der Gala schaute Dieter Kosslick, Chef der
Berlinale, und Benoît Jacquot, der Regisseur des Eröffnungsfilms, im
Friedrichstadt-Palast vorbei. Eine schöne Geste!
Dann wurde der Eröffnungsfilm Les
adieux à la Reine (Leb wohl, meine Königin!) gezeigt, den
Dieter Kosslick ankündigte als "Eineinhalb Stunden im Schlafzimmer
der Königin". Tatsächlich haben wir aber weniger Marie Antoinette
(Diane Kruger) im Schlafzimmer beobachtet, sondern ihre Vorleserin
Sidonie Laborde (Léa Seydoux). Der Film spielt wärend der
Französischen Revolution, doch davon handelt der Film nicht.
Zunächst gibt es nur Gerüchte unter den Bediensteten, später ist
klar, dass das Volk gegen den König aufbegehrt. Der Film zeigt die
Ignoranz der Machthabenden und das Verhalten der Untergebenen am
Hof.
Die schauspielerische Leistung, die authentische Ausstattung und
Kostüme sowie die enge Kameraführung sind gut. Das Drehbuch hat mich
jedoch nicht überzeugt. Immer wieder erfahren wir, wie Sidonie
Laborde ihre Königin verehrt. Sie stickt nachts eine Dahlia, weil
ihre Königin sich eine wünscht, will aber nicht, dass diese erfährt,
dass sie sie gestickt hat. Verzichtet sogar auf Lohn und Annerkung.
In einer anderen Situation lässt sie einen Liebhaber unverrichteter
Dinge einfach stehen, um zu ihrer Königin zu gelangen. Irgendwann
hat man es als Zuschauer verstanden, doch die Motive wiederholen
sich, bis sie sich zuletzt auf Wunsch ihrer Königin in Lebensgefahr
begiebt. Der Film kommt darüber aber nicht hinaus, das Drehbuch hat
sonst nichts zu bieten. Schade!
Als nächstes steht nun wieder an, die nächsten Tickets zu kaufen.
Auf dem Plan stehen Death
Row, L'enfant
d'en haut, Jayne
Mansfield's Car und Jin
líng Shi San Chai. Drückt mir die Daumen!
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