Sonntag, 19. Februar 2012

Berlinale 2012 - Tag 10

Hallo zusammen,

am vorletzten Tag der Berlinale stand die Preisverleihung im Mittelpunkt. Im Berlinale-Palast wurden - außer dem Siegerfilm nach der Preisübergabe - keine Filme gezeigt. Für die Abschlussgala können wie für die Eröffnung keine Tickets gekauft werden. Auch in den übrigen Sektionen gab es keine Premieren mehr, so standen zwei Wiederholungen von Panorama-Filmen auf meinem Tagesplan.

Los ging es mit Cherry. Der Film erzählt von der 18-jährigen Angelina, die ihrer Familie und der amerikanischen Unterschicht entkommen will. Sie geht nach San Francisco und steigt als "Cherry" in die Pornofilmbranche ein. Voyeure werden von dem Film enttäuscht sein, denn nur nebenbei sind wir Gast beim Dreh von Pornofilmen. Im Mittelpunkt steht Angelina und ihre Beziehungen zu ihrer Familie, zu Freunden, zu ihrer Umwelt und wie diese auf ihre Arbeit reagieren. Glaubhaft und bewegend erzählt. Guter Film!

Der nächste Film war My Brother The Devil. Der 19-jährige Rashid ist ist Mitglied in einer Gang im Londoner Stadtteil Hackney, dealt mit Drogen und untersützt somit seine Familie finanziell. Sein 14-jähriger Bruder Mo sieht zu ihm auf und sieht ihn als Vorbild. Doch Rashid versucht seinen Bruder rauszuhalten, wünscht sich ein anderes Leben für ihn. Als Rashid den Fotografen Sayyid kennenlernt, will er aus der Gang ausscheiden und verliebt sich in Sayyid. Als Mo dies herausfindet, bricht für ihn eine Welt zusammen. Auch die Gang erfährt davon und stellt sich gegen Rashid. Mo muss sich nun über seine Gefühle und Vorurteile klar werden. Den Dialogen des Films war aufgrund des englischen Slangs ohne Untertitel nur schwer zu folgen. Dies tat dem Film jedoch keinen Abbruch, denn die Geschichte wurde überwiegend durch die Bilder des Films erzählt. Gedanken und Gefühle wurden nicht ausgesprochen, waren aber stets deutlich zu erkennen. Toller Film!

Im Berlinale-Palast wurden zeitgleich die Bären verteilt. In den letzten Jahren habe ich den Siegerfilm nie vor der Verleihung gesehen. In diesem Jahr habe ich von den 18 Filmen, die den Golden Bären hätten gewinnen können, elf gesehen. Der Gewinner  war auch in diesem Jahr nicht darunter. Der italienische Film Cesare deve morire (Caesar Must Die) zeigt Häftlinge eines Hochsicherheitstraktes, die Shakespeares Julius Cäsar inszenieren.

Der große Preis der Jury (Silberner Bär) ging an Csak a szél (Just The Wind), den ich nicht schlecht, aber auch nicht überragend fand (siehe Tag 8). Der Silberne Bär für die beste Regie ging an Christian Petzold für Barbara, den ich leider auch nicht gesehen habe, der aber von allen mit denen ich gesprochen habe und die ihn sahen, sehr positiv hervorgehoben wurde. Der Preis für die beste Darstellerin ging verdient an Rachel Mwanza für ihre Rolle in Rebelle (War Witch) (siehe Tag 9). Als bester Darsteller wurde Mikkel Boe Folsgaard für En Kongelig Affaere (Die Königin und der Leibarzt) ebenso verdient ausgezeichnet (siehe Tag 8). Der Film erhielt außerdem den Preis für das beste Drehbuch. Für herausragende künstlerische Leistung wurde Lutz Reitemeier für die Kamera in Bai lu yuan (White Deer Plain) mit einem silberen Bären geehrt (siehe Tag 7).

Keep The Lights On (siehe Tag 2) wurde als bester queerer Spielfilm mit dem Teddy Award ausgezeichnet. Als beste queere Dokumentation bekam Call Me Kuchu (siehe Tag 4) den Teddy Award. Die Preisträger des Panorama-Publikumspreises Parada (The Parade) als Spielfilm und Marina Abramovic The Artist ist Present als Dokumentarfilm habe ich nicht gesehen.

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