Hallo zusammen,
am vorletzten Tag der Berlinale stand die Preisverleihung im
Mittelpunkt. Im Berlinale-Palast wurden - außer dem Siegerfilm nach
der Preisübergabe - keine Filme gezeigt. Für die Abschlussgala
können wie für die Eröffnung keine Tickets gekauft werden. Auch in
den übrigen Sektionen gab es keine Premieren mehr, so standen zwei
Wiederholungen von Panorama-Filmen auf meinem Tagesplan.
Los ging es mit Cherry.
Der Film erzählt von der 18-jährigen Angelina, die ihrer Familie und
der amerikanischen Unterschicht entkommen will. Sie geht nach San
Francisco und steigt als "Cherry" in die Pornofilmbranche ein.
Voyeure werden von dem Film enttäuscht sein, denn nur nebenbei sind
wir Gast beim Dreh von Pornofilmen. Im Mittelpunkt steht Angelina
und ihre Beziehungen zu ihrer Familie, zu Freunden, zu ihrer Umwelt
und wie diese auf ihre Arbeit reagieren. Glaubhaft und bewegend
erzählt. Guter Film!
Der nächste Film war My
Brother The Devil. Der 19-jährige Rashid ist ist Mitglied in
einer Gang im Londoner Stadtteil Hackney, dealt mit Drogen und
untersützt somit seine Familie finanziell. Sein 14-jähriger Bruder
Mo sieht zu ihm auf und sieht ihn als Vorbild. Doch Rashid versucht
seinen Bruder rauszuhalten, wünscht sich ein anderes Leben für ihn.
Als Rashid den Fotografen Sayyid kennenlernt, will er aus der Gang
ausscheiden und verliebt sich in Sayyid. Als Mo dies herausfindet,
bricht für ihn eine Welt zusammen. Auch die Gang erfährt davon und
stellt sich gegen Rashid. Mo muss sich nun über seine Gefühle und
Vorurteile klar werden. Den Dialogen des Films war aufgrund des
englischen Slangs ohne Untertitel nur schwer zu folgen. Dies tat dem
Film jedoch keinen Abbruch, denn die Geschichte wurde überwiegend
durch die Bilder des Films erzählt. Gedanken und Gefühle wurden
nicht ausgesprochen, waren aber stets deutlich zu erkennen. Toller
Film!
Im Berlinale-Palast wurden zeitgleich die Bären verteilt. In den
letzten Jahren habe ich den Siegerfilm nie vor der Verleihung
gesehen. In diesem Jahr habe ich von den 18 Filmen, die den Golden
Bären hätten gewinnen können, elf gesehen. Der Gewinner war auch in
diesem Jahr nicht darunter. Der italienische Film Cesare
deve morire (Caesar Must Die) zeigt Häftlinge eines
Hochsicherheitstraktes, die Shakespeares Julius Cäsar inszenieren.
Der große Preis der Jury (Silberner Bär) ging an Csak
a szél (Just The Wind), den ich nicht schlecht, aber auch
nicht überragend fand (siehe Tag 8). Der Silberne Bär für die beste
Regie ging an Christian Petzold für Barbara,
den ich leider auch nicht gesehen habe, der aber von allen mit denen
ich gesprochen habe und die ihn sahen, sehr positiv hervorgehoben
wurde. Der Preis für die beste Darstellerin ging verdient an Rachel Mwanza für ihre Rolle in Rebelle
(War Witch) (siehe Tag 9). Als bester Darsteller wurde Mikkel Boe Folsgaard für En
Kongelig Affaere (Die Königin und der Leibarzt) ebenso
verdient ausgezeichnet (siehe Tag 8). Der Film erhielt außerdem den
Preis für das beste Drehbuch. Für herausragende künstlerische
Leistung wurde Lutz Reitemeier für die Kamera in Bai
lu yuan (White Deer Plain) mit einem silberen Bären geehrt
(siehe Tag 7).
Keep
The Lights On (siehe Tag 2) wurde als bester queerer Spielfilm
mit dem Teddy Award ausgezeichnet. Als beste queere Dokumentation
bekam Call
Me Kuchu (siehe Tag 4) den Teddy Award. Die Preisträger des
Panorama-Publikumspreises Parada
(The Parade) als Spielfilm und Marina
Abramovic The Artist ist Present als Dokumentarfilm habe ich
nicht gesehen.
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