Hallo zusammen,
der Tag nach der Preisverleihung ist
traditionell Publikumstag, d. h. Zugang zu den Filmen gibt es nur
noch für Publikum mit gekauften Tickets. Akkreditierungen gelten
nicht mehr. So gibt es noch einmal die Chance zahlreiche Filme der
Berlinale in der Wiederholung zu sehen. Darüber hinaus finden von
unabhängigen Jurys noch Preisverleihungen und Sondervorführungen
statt.
Zum Abschluss standen bei mir drei
Filme auf dem Programm. Zunächst der Film Electrick
Chrildren in der
Sektion Generation 14plus. Die 15-jährige Rachel lebt in einer
strengen Mormonengemeinde in der Nähe von Las Vegas. Vieles ist
ihr
verboten, daher hört sie heimlich im Keller über einen
Kassettenspieler ein altes Tape ihrer Mutter auf dem ein Rocksong
zu
hören ist. Anschließend ist Rachel schwanger und überzeugt davon,
durch göttliche Fügung durch die Musik schwanger geworden zu sein.
Das Oberhaupt der Gemeinde verdächtigt jedoch ihren Bruder,
schließt
ihn aus und arrangiert eine Hochzeit für Rachel. Diese flieht
jedoch
aus der Gemeinde und ladet mit ihrem Bruder in Las Vegas, wo sie
auf
eine fremde Welt stoßen und in Kontakt mit einer Gruppe
Rockmusikern
geraten. Dabei lernen sie viel über sich selbst. Eine schöne,
faszinierende Geschichte. Toller Film!
Der zweite Film des Tages war die
Präsentation des Gewinners des Max-Ophüls-Festivals, eines
Wettbewerbs deutschsprachiger Filme in Saarbrücken. Michael
heißt
der Film, benannt nach der 35-jährigen Hauptfigur. Michael ist
pädosexuell und hält den 10-jährigen Wolfgang in seinem Keller
gefangen. Ein gut gemachter Film, der den Alltag der beiden
Personen
beschreibt. Michael ist ein unauffälliger Mitarbeiter einer
Versicherung und Alleingänger. Wolfgang lebt im Keller,
beschäftigt
sich mit sich selbst, wünscht sich einen Spielkameraden und darf
nur
zum Abendessen und gelegentlich zum Fernsehen den Keller
verlassen.
Der Film bedrückt schwer und löste bei mir Gefühle zwischen
Abscheu und Mitleid aus. Möchte man sich kein zweites Mal ansehen.
Mein Berlinale-Abschluss bildete dann
der Film Iron
Sky, eine finnisch-australisch-deutsche Koproduktion
mit Götz Otto und Udo Kier, die Nazi auf der Rückseite des Mondes
spielen, die eine Invasion der Erde planen. Viel mehr ist zum
hanebüchenen Inhalt gar nicht zu sagen. Vor Beginn des Film wurden
wir gewarnt: "Erwarten Sie einen politischen,
gesellschaftskritischen, satirischen, intelligenten,
anspruchsvollen
Film? - Vergessen Sie es, Sie werden enttäuscht! Es erwartet sie
1-1/2-Stunden Popcornkino!". Was wir bekamen, war Trash. Leider
sind die Witze im Film häufig nur platt, nur wenige zünden
richtig.
Ein wenige politisch ist der Film aber dann doch, z. B. sieht die
amerikanische Präsidentin sehr nach Sarah Palin aus, die für ihre
Wiederwahl kämpft und dabei kurzerhand die Wertevorstellungen der
Mond-Nazi auf das amerikanische Volk ummünzt und damit Wahlkampf
betreibt. Ich bin mir sicher, der Film wird Kult. Hat er doch
bereits
vor seiner Premiere auf der Berlinale schon eine große
Fangemeinde,
da man über das Internet Ideen zum Film beisteuern konnte und der
Großteil des Budgets über Crowdfunding im Internet aufgebracht
wurde. Für richtig gute Spezialeffekte hat es dann aber nicht
gereicht. Die Weltraumszenen sind unspektakulär gehen nicht über
bisher Gesehenes hinaus. Für mich eine Enttäuschung.
Nun ist die Berlinale vorbei. Schön
war's. Meine persönliche Bilanz für dieses Jahr: 32 Filme, 12
verschiedene Kinos, 15-mal Berlinale-Palast, 57,3
Stunden Film und 367,50 Euro für Karten. Highlight: Verleihung des Ehrenbären an Meryl Streep.
Das nächste Ereignis wirft seinen
Schatten voraus: Am kommenden Sonntag ist die Oscar-Verleihung.
Als
bester Film ist u. a. Extremely Loud and Incredibly Close
nominiert,
der im diesjährigen Berlinale-Wettbewerb außer Konkurrenz gezeigt
wurde. Außerdem ist Meryl Streep als
beste Haupdarstellerin für ihre Rolle in The Iron Lady nominiert.
Nominierungen für den Oscar für das beste Originaldrehbuch haben
Margin Call und Nader und Simin (A Seperation) bekommen. Beide
liefen
im letzten Jahr im Wettbewerb der Berlinale. Margin Call hatte ich
auf der Berlinale gesehen, Nader und Simin erst später, der Film
war
der Gewinner des Goldenen Bären. Als bester fremdsprachiger Film
wurde Nader und Simin ebenfalls nominiert, sowie der belgische
Film
Bullhead, den ich im letzten Jahr im Panorama der Berlinale
gesehen
hatte. Pina von Wim Wenders hatte mich im letzten Jahr im
Wettbewerb
sehr positiv überrascht und hat eine Nominierung für den besten
Dokumentarfilm bekommen. Ich drücke allen Berlinale-Filmen die
Daumen!
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