Montag, 20. Februar 2012

Berlinale 2012 - Tag 11

Hallo zusammen,

der Tag nach der Preisverleihung ist traditionell Publikumstag, d. h. Zugang zu den Filmen gibt es nur noch für Publikum mit gekauften Tickets. Akkreditierungen gelten nicht mehr. So gibt es noch einmal die Chance zahlreiche Filme der Berlinale in der Wiederholung zu sehen. Darüber hinaus finden von unabhängigen Jurys noch Preisverleihungen und Sondervorführungen statt.

Zum Abschluss standen bei mir drei Filme auf dem Programm. Zunächst der Film Electrick Chrildren in der Sektion Generation 14plus. Die 15-jährige Rachel lebt in einer strengen Mormonengemeinde in der Nähe von Las Vegas. Vieles ist ihr verboten, daher hört sie heimlich im Keller über einen Kassettenspieler ein altes Tape ihrer Mutter auf dem ein Rocksong zu hören ist. Anschließend ist Rachel schwanger und überzeugt davon, durch göttliche Fügung durch die Musik schwanger geworden zu sein. Das Oberhaupt der Gemeinde verdächtigt jedoch ihren Bruder, schließt ihn aus und arrangiert eine Hochzeit für Rachel. Diese flieht jedoch aus der Gemeinde und ladet mit ihrem Bruder in Las Vegas, wo sie auf eine fremde Welt stoßen und in Kontakt mit einer Gruppe Rockmusikern geraten. Dabei lernen sie viel über sich selbst. Eine schöne, faszinierende Geschichte. Toller Film!

Der zweite Film des Tages war die Präsentation des Gewinners des Max-Ophüls-Festivals, eines Wettbewerbs deutschsprachiger Filme in Saarbrücken. Michael heißt der Film, benannt nach der 35-jährigen Hauptfigur. Michael ist pädosexuell und hält den 10-jährigen Wolfgang in seinem Keller gefangen. Ein gut gemachter Film, der den Alltag der beiden Personen beschreibt. Michael ist ein unauffälliger Mitarbeiter einer Versicherung und Alleingänger. Wolfgang lebt im Keller, beschäftigt sich mit sich selbst, wünscht sich einen Spielkameraden und darf nur zum Abendessen und gelegentlich zum Fernsehen den Keller verlassen. Der Film bedrückt schwer und löste bei mir Gefühle zwischen Abscheu und Mitleid aus. Möchte man sich kein zweites Mal ansehen.

Mein Berlinale-Abschluss bildete dann der Film Iron Sky, eine finnisch-australisch-deutsche Koproduktion mit Götz Otto und Udo Kier, die Nazi auf der Rückseite des Mondes spielen, die eine Invasion der Erde planen. Viel mehr ist zum hanebüchenen Inhalt gar nicht zu sagen. Vor Beginn des Film wurden wir gewarnt: "Erwarten Sie einen politischen, gesellschaftskritischen, satirischen, intelligenten, anspruchsvollen Film? - Vergessen Sie es, Sie werden enttäuscht! Es erwartet sie 1-1/2-Stunden Popcornkino!". Was wir bekamen, war Trash. Leider sind die Witze im Film häufig nur platt, nur wenige zünden richtig. Ein wenige politisch ist der Film aber dann doch, z. B. sieht die amerikanische Präsidentin sehr nach Sarah Palin aus, die für ihre Wiederwahl kämpft und dabei kurzerhand die Wertevorstellungen der Mond-Nazi auf das amerikanische Volk ummünzt und damit Wahlkampf betreibt. Ich bin mir sicher, der Film wird Kult. Hat er doch bereits vor seiner Premiere auf der Berlinale schon eine große Fangemeinde, da man über das Internet Ideen zum Film beisteuern konnte und der Großteil des Budgets über Crowdfunding im Internet aufgebracht wurde. Für richtig gute Spezialeffekte hat es dann aber nicht gereicht. Die Weltraumszenen sind unspektakulär gehen nicht über bisher Gesehenes hinaus. Für mich eine Enttäuschung.

Nun ist die Berlinale vorbei. Schön war's. Meine persönliche Bilanz für dieses Jahr: 32 Filme, 12 verschiedene Kinos, 15-mal Berlinale-Palast, 57,3 Stunden Film und 367,50 Euro für Karten. Highlight: Verleihung des Ehrenbären an Meryl Streep.

Das nächste Ereignis wirft seinen Schatten voraus: Am kommenden Sonntag ist die Oscar-Verleihung. Als bester Film ist u. a. Extremely Loud and Incredibly Close nominiert, der im diesjährigen Berlinale-Wettbewerb außer Konkurrenz gezeigt wurde. Außerdem ist Meryl Streep als beste Haupdarstellerin für ihre Rolle in The Iron Lady nominiert. Nominierungen für den Oscar für das beste Originaldrehbuch haben Margin Call und Nader und Simin (A Seperation) bekommen. Beide liefen im letzten Jahr im Wettbewerb der Berlinale. Margin Call hatte ich auf der Berlinale gesehen, Nader und Simin erst später, der Film war der Gewinner des Goldenen Bären. Als bester fremdsprachiger Film wurde Nader und Simin ebenfalls nominiert, sowie der belgische Film Bullhead, den ich im letzten Jahr im Panorama der Berlinale gesehen hatte. Pina von Wim Wenders hatte mich im letzten Jahr im Wettbewerb sehr positiv überrascht und hat eine Nominierung für den besten Dokumentarfilm bekommen. Ich drücke allen Berlinale-Filmen die Daumen!

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