Hallo zusammen,
nachdem die Ehrenpreisverleihung samt Film am Freitagabend lange dauerte
und ich erst um ca. 1.30 Uhr aus dem Berlinale Palast herauskam, ging es
am Samstag schon wieder früh los. Mein erster Film des Tages startete
um 11 Uhr im Cinestar im Sony Center. Die britische Produktion Submarine ist ein weiterer Coming-of-Age-Film im Forum. Der Junge im
Mittelpunkt erinnert an Harold aus Harold und Maude. Ein
zurückhaltender Junge, der sich in seiner Fantasie ausmalt, wie seine
Umwelt auf seinen Tod reagieren würde. Der Humor im Film ist weniger
tiefsinnig, weniger morbide als in Harold und Maude, aber
unterhaltsam. Erzählt wird von seiner ersten eigenen Liebe und der
Befürchtung, dass die Ehe seiner Eltern am Ende ist. Das Aufstehen nach
kurzer Nacht hat sich gelohnt.
Der nächste Film war dann aus der Sektion Panorama und zeigte den
belgischen Krimi Bullhead. Der Film handelt von Rinderzüchtern und der
Hormon-Mafia. Ein Polizist, der verdeckt ermittelt hat, wurde ermordet.
Die Polizei versucht den Mord aufzuklären und die Hormon-Mafia zu
entlarven. Hauptfigur des Films ist ein Rinderzüchter, der dem Zuschauer
als skrupelloser, unsympatischer Stier vorgestellt wird. Als nächstes
erfährt man, dass er nicht nur seinen Tieren verbotene Substanzen
spritzt, sondern dass er sich auch selbst Hormone verabreicht, was seine
muskulöse Erscheinung erklärt. Nach und nach erfährt man mehr über ihn,
über seine Situation und versteht, warum er so geworden ist, wie er ist.
Der ungehobelte Stier wird langsam zu einem bemitleidswerten Ochsen. Ein
sehr gut aufgebauter Handlungsbogen und eine gut gemachte Krimi-Tragödie.
Meine dritte Dokumentation im Festival war Life In A Day. Produzent
Ridley Scott und Regisseur Kevin MacDonald haben gemeinsam mit YouTube
dazu aufgerufen, dass die User den 24. Juli 2010 in ihrem Leben
dokumentieren sollen. Aus rund 80.000 Kurzfilmen aus 197 Ländern ist
eine 95-minütige Dokumentation entstanden, die verschiedene Geschichten
aus aller Welt zeigt. Wir sehen Menschen erwachen und sich waschen in
Industrieländern und Entwicklungsländern. Wir sehen die Geburt eines
Menschen und einer Giraffe, wir sehen kranke Menschen wie z. B. nach
einer Herztransplantation. Ein Junge outet sich gegenüber seiner
Großmutter als schwul. Aber auch die Loveparade in Duisburg war am 24.
Juli 2010. So sehen wir Menschen feiern und tanzen, sehen Menschen durch
einen Tunnel strömen, sehen die Massen anschwillen, den Platz schwinden,
die Pankik aufkeimen, Menschen fliehen, Krankenwagen und Sanitäter im
Einsatz. Ein Tag im Leben. Wirklich sehenswert!
Der letzte Film des Tages war der deutscher Queer-Film Romeos, der von Lukas
erzählt, der als Mädchen geboren wurde. Lukas absolviert ein soziales
Jahr, doch wird er nicht wie gedacht im Zivi-Wohnheim, sondern im
Schwesternwohnheim untergebracht. Als Transgender hat er täglich mit
Problemen zu kämpfen. Seine beste Freundin steht ihm bei und überredet
ihn, mit zu Parties zu kommen, obwohl er immer wieder Angst hat
aufzufliegen. Er spritzt sich zwar Testosteron, wodurch er einen
Bartwuchs und eine tiefe Stimme hat, jedoch steht die
geschlechtsangleichende Operation noch aus. Auf einer Party lernt Lukas
den attraktiven Fabio kennen und verliebt sich in ihn. Fabio stellt sich
als schwul heraus und zeigt sein Interesse an Lukas. Doch dieser traut
sich nicht, Fabio die Wahrheit zu sagen. Als Fabio durch Zufall Lukas
Geheimnis entdeckt, findet die Romanze ein vorläufiges Ende, bis beide
sich über ihre Gefühle im Klaren sind und über ihre eigenen Schatten
springen. Eine tragische Liebesgeschichte mit einem Happy End, das zu
schön ist, um wahr sein zu können.
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