Sonntag, 20. Februar 2011

Berlinale 2011 - Tag 10

Hallo zusammen,

nachdem die Ehrenpreisverleihung samt Film am Freitagabend lange dauerte und ich erst um ca. 1.30 Uhr aus dem Berlinale Palast herauskam, ging es am Samstag schon wieder früh los. Mein erster Film  des Tages startete um 11 Uhr im Cinestar im Sony Center. Die britische Produktion Submarine ist ein weiterer Coming-of-Age-Film im Forum. Der Junge im Mittelpunkt erinnert an Harold aus Harold und Maude. Ein zurückhaltender Junge, der sich in seiner Fantasie ausmalt, wie seine Umwelt auf seinen Tod reagieren würde. Der Humor im Film ist weniger tiefsinnig, weniger morbide als in Harold und Maude, aber unterhaltsam. Erzählt wird von seiner ersten eigenen Liebe und der Befürchtung, dass die Ehe seiner Eltern am Ende ist. Das Aufstehen nach kurzer Nacht hat sich gelohnt.

Der nächste Film war dann aus der Sektion Panorama und zeigte den belgischen Krimi Bullhead. Der Film handelt von Rinderzüchtern und der Hormon-Mafia. Ein Polizist, der verdeckt ermittelt hat, wurde ermordet. Die Polizei versucht den Mord aufzuklären und die Hormon-Mafia zu entlarven. Hauptfigur des Films ist ein Rinderzüchter, der dem Zuschauer als skrupelloser, unsympatischer Stier vorgestellt wird. Als nächstes erfährt man, dass er nicht nur seinen Tieren verbotene Substanzen spritzt, sondern dass er sich auch selbst Hormone verabreicht, was seine muskulöse Erscheinung erklärt. Nach und nach erfährt man mehr über ihn, über seine Situation und versteht, warum er so geworden ist, wie er ist. Der ungehobelte Stier wird langsam zu einem bemitleidswerten Ochsen. Ein sehr gut aufgebauter Handlungsbogen und eine gut gemachte Krimi-Tragödie.

Meine dritte Dokumentation im Festival war Life In A Day. Produzent Ridley Scott und Regisseur Kevin MacDonald haben gemeinsam mit YouTube dazu aufgerufen, dass die User den 24. Juli 2010 in ihrem Leben dokumentieren sollen. Aus rund 80.000 Kurzfilmen aus 197 Ländern ist eine 95-minütige Dokumentation entstanden, die verschiedene Geschichten aus aller Welt zeigt. Wir sehen Menschen erwachen und sich waschen in Industrieländern und Entwicklungsländern. Wir sehen die Geburt eines Menschen und einer Giraffe, wir sehen kranke Menschen wie z. B. nach einer Herztransplantation. Ein Junge outet sich gegenüber seiner Großmutter als schwul. Aber auch die Loveparade in Duisburg war am 24. Juli 2010. So sehen wir Menschen feiern und tanzen, sehen Menschen durch einen Tunnel strömen, sehen die Massen anschwillen, den Platz schwinden, die Pankik aufkeimen, Menschen fliehen, Krankenwagen und Sanitäter im Einsatz. Ein Tag im Leben. Wirklich sehenswert!

Der letzte Film des Tages war der deutscher Queer-Film Romeos, der von Lukas erzählt, der als Mädchen geboren wurde. Lukas absolviert ein soziales Jahr, doch wird er nicht wie gedacht im Zivi-Wohnheim, sondern im Schwesternwohnheim untergebracht. Als Transgender hat er täglich mit Problemen zu kämpfen. Seine beste Freundin steht ihm bei und überredet ihn, mit zu Parties zu kommen, obwohl er immer wieder Angst hat aufzufliegen. Er spritzt sich zwar Testosteron, wodurch er einen Bartwuchs und eine tiefe Stimme hat, jedoch steht die geschlechtsangleichende Operation noch aus. Auf einer Party lernt Lukas den attraktiven Fabio kennen und verliebt sich in ihn. Fabio stellt sich als schwul heraus und zeigt sein Interesse an Lukas. Doch dieser traut sich nicht, Fabio die Wahrheit zu sagen. Als Fabio durch Zufall Lukas Geheimnis entdeckt, findet die Romanze ein vorläufiges Ende, bis beide sich über ihre Gefühle im Klaren sind und über ihre eigenen Schatten springen. Eine tragische Liebesgeschichte mit einem Happy End, das zu schön ist, um wahr sein zu können.

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