Hallo zusammen,
gestern war ein stressiger Tag. Nachdem es erst Probleme mit dem
Online-Ticket-System gab (ich berichtete schon gestern), standen vier
Filme in vier verschiedenen Kinos an:
Los ging es im International in Friedrichshain mit dem Panorama-Film The Guard. Die erste Szene des Films sagt schon alles: Eine Gruppe
junger Männer fahren alkoholisiert in einem teureren Sportwagen mit
überhöhter Geschwindigkeit über eine irische Landstraße an einem
Polizeiwagen vorbei. Zunächst reagiert der Polizist nicht, erst als er
das Blech scheppern hört, weil der Sportwagen gegen eine Mauer gerast
ist, verdreht der Polizist genervt die Augen. Zunächst versichert er
sich, dass alle Insassen tot sind, dann durchsucht er ihre Jacken,
findet Drogen, schmeißt das meiste davon weg und legt sich selbst ein
Blättchen auf die Zunge. Im Mittelpunkt des Film steht dieser alternde,
kauzige Kleinstadtpolizist, der seine Arbeit nicht allzu ernst nimmt,
selbst dann nicht, als es darum geht, einen Drogenschmugglerring
auszuheben. Ein guter Start in einen weiteren Berlinale-Tag mit viel
schwarem Humor!
Weiter ging es zum Cinestar im Sony Center mit der Premiere der
Dokumentation Die Jungs vom Bahnhof Zoo von Rosa von Praunheim aus der
Sektion Panorama. Es werden die Geschichten von ehemaligen und noch
aktiven männlichen Prostituierten rund um den Bahnhof Zoo erzählt. Die
Geschichten treffen schwer. Die meisten wurden bereits als kleine Kinder
sexuell missbraucht und wurden zur Prostitution gedrängt. Andere, vor
allem Roma, bieten sich an, weil sie mit dem Geld ihre Familie
finanzieren. Eine schockierende und gut gemachte Dokumentation. Hoch
interessant war auch das anschließende Q&A, bei dem neben Rosa von
Praunheim drei der gezeigten Stricher sowie Sozialarbeiter zu Wort kamen.
Leider konnte ich nicht ganz bis zum Ende des Q&A bleiben, da schon der
nächste Film im Wettbewerb im Berlinale Palast am Marlene-Dietrich-Platz
auf mich wartete. Bei The Future geht es um ein Paar Mitte 30, seit
vier Jahren zusammen. In der Beziehung läuft es aber nicht so ganz rund.
Daher haben sie beschlossen, eine kranke Katze zu adoptieren, um
Verantwortung zu übernehmen. Doch noch bevor sie die Katze aus dem
Tierheim abholen, wirft das ihr ganzes Leben durcheinander. Der Film
lässt sich schwer beschreiben, ich versuche es in einem Wort: kafkaesk.
Mir hat er gefallen!
Zu letzt ging es dann zum Colosseum in Prenzlberg mit dem
Panorama-Beitrag The Unjust, ein südkoreanischer Thriller. Eine
Mordserie soll aufgeklärt werden, jedoch behindern sich
Staatsanwaltschaft und Polizei gegenseitig. Dreck am Stecken haben alle,
einen strahlend weißen Helden sucht man im Film vergeblich. Ein solider
Thriller, bei dem am Ende kaum einer davon kommt ohne Blut gespuckt zu
haben.
Heute um 10 Uhr, hat das Ticket-System wieder reibungslos funktioniert.
Da am Samstag - außer der Preisverleihung und dem Abschlussfilm - keine
Filme mehr im Berlinale Palast gezeigt werden, war es kein Problem für
die von mir gewünschten Filme (Submarine, Bullhead und Romeos) Karten zu
bekommen. Somit habe ich nun alle Karten zusammen und kann mich auf die
letzten fünf Berlinale-Tage freuen.
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