Dienstag, 15. Februar 2011

Berlinale 2011 - Tag 5

Hallo zusammen,

bisher habe ich meine Wohnungswahl vom Sommer letzten Jahres nicht bereut. Zur Berlinale stellt sich jedoch leider heraus, dass sie sehr ungünstig liegt. Zur letzten Berlinale konnte ich, wenn es spät wurde, um 0:47 die letzte U2 am Potsdamer Platz nehmen. Meistens hat dies ausgereicht. Die letzte U2 in die andere Richtung fährt leider schon früher, dann heißt es mit dem Nachtbus N2 bis Hackescher Markt fahren und dort umsteigen in den N5. Gegen 2 Uhr morgens war ich dann heute zuhause. Die Alternative wäre ein Taxi, aber ich möchte nicht jeden Abend 15 Euro extra für's Nachhausekommen zahlen.

Nun aber zu den gestrigen Filmen. Los ging es mit der Dokumentation Vaterlandsverräter in der Sektion Perspektive Deutsches Kino. Es wird die Geschichte von Paul Gratzik (75) erzählt. Er ist Schriftsteller und Bühnenautor, lebte und arbeitete in der DDR. Neben Literatur schrieb er aber auch als IM für die Staatssicherheit. Er ist überzeugt vom Sozialismus und schimpfte (auch nach dem Film im Saal) über den Kapitalismus und unsere derzeitige Regierung. Anfangs überzeugt von der Arbeit der Staatssicherheit lehnte er es jedoch ab 1984 ab, weiter Berichte zu schreiben und wurde selbst Objekt besonderer Betrachtung. Heute bezeichnet er die Staatssicherheit als konterrevolutionär. Im Film wird er nicht nur mit den Berichten, die er selbst über Freunde und Kollegen schrieb, sondern auch mit Berichten konfrontiert, die über ihn geschrieben worden sind. Auch die Personen über die er geschrieben hat, sehen während der Dreharbeiten ihnen bisher nicht bekannte Berichte. Der Film zeigt über welche Nichtigkeiten Berichte erfasst worden sind und wie absurd dieses System war. Ich saß im Kino mal kopfschütteln, mal lachend, mal schockiert. So konnte das der (weil fiktive) Film Das Leben der Anderen nicht. Paul Gratzik muss man nicht mögen, aber er verdient Respekt für seinen offenen und ehrlichen Umgang mit dem Thema.

Als nächsten Film im Wettbewerb habe ich V Subbotu (An einem Samstag) gesehen. Der russische Film erzählt von einem jungen Russen, der im Atomkraftwerk von Tschernobyl arbeitet und als einer der Ersten vom Störfall am 26.04.1986 erfährt. Er wird verpflichtet zu schweigen, beschließt aber mit der Frau, die er liebt, zu fliehen. Die sträubt sich jedoch, so dass sie den Zug aus der Stadt verpassen und inmitten der Alltagsroutine der unwissenden Menschen landen und letztlich auf einer Hochzeit eines Freundes, wo sie feiern, tanzen und trinken. Der Film hätte mehr aus sich machen können. Er besteht großteils aus Szenen, in denen Musik gespielt, getanzt und gesoffen wird. Gedreht wurde fast durchgehend in Nahaufnahmen, nur Gesichter, Hände, einzelne Gegenstände in Großaufnahmen, mit einer extem unruhigen Handkamera. Bisher der schlechteste Film des Wettbewerbes!

Es folgte der Film Coriolanus von und mit Ralph Fiennes. Weitere Darsteller waren Gerard Butler und Vanessa Redgrave. Alle waren vor Ort um die Shakespeares-Verfilmung, versetzt in die heutige Zeit, aber in klassischer Sprache, vorzustellen. Bei Romeo & Julia schlug dies fehl, hier hat es gut funktioniert. Ich habe am Film nichts auszusetzen, aber auch nichts Besonderes zu loben. Den Film kann man sich ansehen, man würde aber auch nichts verpassen.

Zum Abschluss des Tages wurde Les femmes du 6ème ètage (Service Entrance) gezeigt. Auch dieser Film läuft bedauerlicher Weise außer Konkurrenz. Der Film spielt im Frankreich der 60er Jahre und handelt von einem Börsenmakler, der im 6. Stock seines eigenen Hauses ein neues Leben entdeckt. Dort sind die Bediensteten untergebraucht, eine Gruppe temperamentvoller Spanierinnen, die ihn mit ihrer Lebensfreunde anstecken und für die er eine Zuneigung entwickelt. Ein wunderbarer, humorvoller Film, der gute Laune verbreitet!

Wie immer saß ich heute um Punkt 10 Uhr vor dem Rechner, um auf Kartenjagd zu gehen, doch die Tickets blieben aus, die Minuten vergingen, nichts tat sich. Bis ich dann feststelle, dass da plötzlich stand, die Karten gäbe es heute erst ab 11 Uhr. Nun gut, ist zwar ärgerlich, weil es meinen Zeitplan über den Haufen wirft, ist aber nicht zu ändern. So wartete ich auf 11 Uhr, wobei ich mich nicht traute, mich weit vom Rechner zu entfernen, falls es dann doch früher los gehen sollte. Aber bis 11 Uhr tat sich nichts. Punkt 11 Uhr war ich dann wieder zum Zuschlagen bereit. Doch das einzige was sich tat war, dass aus 11 Uhr plötzlich 12 Uhr wurde. Die Verantworlichen stellten mich heute auf die Probe. Zum Glück blieb es dann bei 12 Uhr und die Karten gingen in der Verkauf. Allerdings stimmte mit dem System trotzdem etwas nicht. Um Punkt 12 Uhr wurden einige Filme bereits als Ausverkauft gekennzeichnet, statt "vorübergehend nicht buchbar", was im Normalfall aber auch erst 15 bis 60 Sekunden später einsetzt. Etwa acht Minuten später waren sie dann verfügbar. Genug beschwert: Ich habe alle Tickets (Swans, The Forgiveness Of Blood, Unknown und Music Box) bekommen.

Morgen läuft dann hoffentlich wieder alles nach Plan. Dann gibt es die letzten Karten im Verkauf. Es geht um den Samstag. Für Life In A Day habe ich bereits Karten, folgende sollen noch hinzukommen:

Submarine
Forum, Cinestar 8, 11 Uhr

Rundskop (Bullhead)
Panorama, International, 14 Uhr

Romeos
Panorama, Cinestar 3, 22:45 Uhr

Wer mitkommen möchte, bitte im Laufe des Tages melden!

So, jetzt wird's aber Zeit, dass ich zu meinem ersten Film für heute komme!

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