Hallo zusammen,
gestern waren die Filme 5 bis 8 meiner diesjährigen Berlinale dran. Los
ging es mit dem Panorama-Film The Devil's Double. Bei dem Film handelt
es sich um die Verfilmung der Autobiografie von Latif Yahia, ehemaliger
Offizier der Republikanischen Garde Iraks und Doppelgänger Udai Husseins, ältester Sohn Saddam Husseins. Der Film ist zwiespältig. Ist
das Gezeigte wirklich realitisch, weil es auf realen Begebenheiten
basiert? Latif Yahia war vor Ort und schilderte wie unangenehm es ihm
war, das Erlebte nun auf der Leinwand wieder zu sehen. Aber war der
älteste Sohn Saddam Husseins wirklich ständig zugekokst und tanzte mit
einer Transsexuellen auf wilden Parties zur Musik von Frankie goes to
Hollywood? Vergewaltigte er wirklich die Braut eines untergebenen
Soldaten während der Hochzeitsfeier, so dass sie noch vor Ende der Feier
Suizid begang? Oder will die belgische Produktion uns nur vorgaukeln,
dass die Golfkriege notwendig waren, um das irakische Volk von seinen
Tyrannen zu befreien? Dabei setzt der Film drastische Mittel ein. Ist es
unbedingt notwendig grausame Folterszenen zu zeigen und wie einem Mann
der Bauch aufgeschlitzt wird und wie seine Gedärme herausquillen? Ich
halte es in diesem Fall für unnötig. Das Postitive: Der Film ist
kunstvoll umgesetzt, mit guter Ausstattung und einem Hauptdarsteller,
der hervorragend eine Doppelrolle dargeboten hat, so dass es schwer
fällt zu glauben, dass hier wirklich der gleiche Darsteller agiert.
Der nächste Film war dann der Wettbewerbsbeitrag Schlafkrankeit. Schon
im letzten Jahr habe ich mich über die Filme aus der ZDF-Reihe Das
kleine Fernsehspiel geärgert. Alles Filme, die zu Recht nur montags nach
Mitternacht im ZDF laufen. Einen beseren Fernsehplatz haben sie auch
nicht verdient. Da das ZDF aber Hauptsponsor der Berlinale ist, kommt
man wohl nicht umher, diese Filme auch im Wettbewerb zeigen zu müssen.
Nach Schlafkrankheit meinte meine Sitznachbarin treffend, die
Schlafkrankeit sei auf das Publikum übergesprungen. Im Film geht es um
einen deutschen Arzt, der in Afrika ein Programm zur Bekämpfung der
Schlafkrankeit leitet. Seine Frau und Tochter leben in Deutschland. Er
selbst ist hin und hergerissen zwischen seinem Leben und Afrika und der
Familie in Deutschland. Der Handlungsstrang im Film ist jedoch wirr,
zusammenhanglos und endet völlig offen. Ein Film zum Einschlafen.
Entschädigt wurde ich mit dem Film Almanya - Willkommen in Deutschland
der im Wettbewerb leider außer Konkurrenz läuft. Unter den Gästen im
Berlinale Palast war auch Christian Wulff mit Gattin um eine wunderbare
Tragikomödie zu sehen, die von einer türkischen Gastarbeiterfamilie
erzählt und ihre Sicht auf Deutschland und die christlichen Werte zeigt.
Wir Deutschen sind aber auch ein merkwürdiges Volk. Wir verehren einen
Mann aus Holz, der blutend an einem Kreuz aufgehängt ist. Sonntags
feiern wir zu seinen Ehren und essen von seinem Leib und trinken sein
Blut. Wir sind schon wahre Barbaren! Der Film bekommt von mir eine klare
Empfehlung: Ansehen!
Den Abschluss des Tages bildete der Film Yelling To The Sky. Zoë Kravitz
(Tochter von Lenny Kravitz) spielt ein Mädchen in einem
heruntergekommenen Viertel einer amerikanischen Großstadt. Mit dabei
auch Gabourey Sidibe (Oscar-Nominierung für Precious). Beide spielen
glaubhaft die Rolle junger Mädchen in zerrütteten Familien, armen
Verhältnissen ohne Zukunftperspektiven in einer Spirale aus Gewalt und
Drogen. Vier von den 16 Filmen, die den Goldenen Bären bekommen können,
habe ich bisher gesehen. Bis jetzt ist Yelling To The Sky mein Tipp auf
den Gewinnerfilm.
Die Karten für Mittwoch sind seit heute im Verkauf, mit Ausnahme der
Vorstellungen im Friedrichstadtpalast, die es schon seit Montag zu
kaufen gibt. Daher habe ich bereits die Karten für Suicide Room und The King's Speech. Dazu kam heute dann noch der Panorma-Film Medianeras, den
ich in letzter Minute dann doch dem Film Lollipop Monster aus der
Perspektive Deutsches Kino vorgezogen habe.
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