Sonntag, 13. Februar 2011

Berlinale 2011 - Tag 3

Hallo zusammen,

gestern waren die Filme 5 bis 8 meiner diesjährigen Berlinale dran. Los ging es mit dem Panorama-Film The Devil's Double. Bei dem Film handelt es sich um die Verfilmung der Autobiografie von Latif Yahia, ehemaliger Offizier der Republikanischen Garde Iraks und Doppelgänger Udai Husseins, ältester Sohn Saddam Husseins. Der Film ist zwiespältig. Ist das Gezeigte wirklich realitisch, weil es auf realen Begebenheiten basiert? Latif Yahia war vor Ort und schilderte wie unangenehm es ihm war, das Erlebte nun auf der Leinwand wieder zu sehen. Aber war der älteste Sohn Saddam Husseins wirklich ständig zugekokst und tanzte mit einer Transsexuellen auf wilden Parties zur Musik von Frankie goes to Hollywood? Vergewaltigte er wirklich die Braut eines untergebenen Soldaten während der Hochzeitsfeier, so dass sie noch vor Ende der Feier Suizid begang? Oder will die belgische Produktion uns nur vorgaukeln, dass die Golfkriege notwendig waren, um das irakische Volk von seinen Tyrannen zu befreien? Dabei setzt der Film drastische Mittel ein. Ist es unbedingt notwendig grausame Folterszenen zu zeigen und wie einem Mann der Bauch aufgeschlitzt wird und wie seine Gedärme herausquillen? Ich halte es in diesem Fall für unnötig. Das Postitive: Der Film ist kunstvoll umgesetzt, mit guter Ausstattung und einem Hauptdarsteller, der hervorragend eine Doppelrolle dargeboten hat, so dass es schwer fällt zu glauben, dass hier wirklich der gleiche Darsteller agiert.

Der nächste Film war dann der Wettbewerbsbeitrag Schlafkrankeit. Schon im letzten Jahr habe ich mich über die Filme aus der ZDF-Reihe Das kleine Fernsehspiel geärgert. Alles Filme, die zu Recht nur montags nach Mitternacht im ZDF laufen. Einen beseren Fernsehplatz haben sie auch nicht verdient. Da das ZDF aber Hauptsponsor der Berlinale ist, kommt man wohl nicht umher, diese Filme auch im Wettbewerb zeigen zu müssen. Nach Schlafkrankheit meinte meine Sitznachbarin treffend, die Schlafkrankeit sei auf das Publikum übergesprungen. Im Film geht es um einen deutschen Arzt, der in Afrika ein Programm zur Bekämpfung der Schlafkrankeit leitet. Seine Frau und Tochter leben in Deutschland. Er selbst ist hin und hergerissen zwischen seinem Leben und Afrika und der Familie in Deutschland. Der Handlungsstrang im Film ist jedoch wirr, zusammenhanglos und endet völlig offen. Ein Film zum Einschlafen.

Entschädigt wurde ich mit dem Film Almanya - Willkommen in Deutschland der im Wettbewerb leider außer Konkurrenz läuft. Unter den Gästen im Berlinale Palast war auch Christian Wulff mit Gattin um eine wunderbare Tragikomödie zu sehen, die von einer türkischen Gastarbeiterfamilie erzählt und ihre Sicht auf Deutschland und die christlichen Werte zeigt. Wir Deutschen sind aber auch ein merkwürdiges Volk. Wir verehren einen Mann aus Holz, der blutend an einem Kreuz aufgehängt ist. Sonntags feiern wir zu seinen Ehren und essen von seinem Leib und trinken sein Blut. Wir sind schon wahre Barbaren! Der Film bekommt von mir eine klare Empfehlung: Ansehen!

Den Abschluss des Tages bildete der Film Yelling To The Sky. Zoë Kravitz (Tochter von Lenny Kravitz) spielt ein Mädchen in einem heruntergekommenen Viertel einer amerikanischen Großstadt. Mit dabei auch Gabourey Sidibe (Oscar-Nominierung für Precious). Beide spielen glaubhaft die Rolle junger Mädchen in zerrütteten Familien, armen Verhältnissen ohne Zukunftperspektiven in einer Spirale aus Gewalt und Drogen. Vier von den 16 Filmen, die den Goldenen Bären bekommen können, habe ich bisher gesehen. Bis jetzt ist Yelling To The Sky mein Tipp auf den Gewinnerfilm.

Die Karten für Mittwoch sind seit heute im Verkauf, mit Ausnahme der Vorstellungen im Friedrichstadtpalast, die es schon seit Montag zu kaufen gibt. Daher habe ich bereits die Karten für Suicide Room und The King's Speech. Dazu kam heute dann noch der Panorma-Film Medianeras, den ich in letzter Minute dann doch dem Film Lollipop Monster aus der Perspektive Deutsches Kino vorgezogen habe.

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